Wer die Bretter, die die Welt bedeuten, betritt, kennt es: verschwitzte Hände, Aufregung, Nervosität, Unruhe. All das lässt sich unter dem Begriff „Lampenfieber“ zusammenfassen. Es ist die Aufregung, die einen spätestens kurz vor dem Auftritt regelrecht anfällt. Bei mir setzt dieses Gefühl spätestens eine Stunde vorher ein. Dann werde ich unruhig und ich spüre, wie ich zunehmend nervöser werde. Oft verläuft dieses Bauchkribbeln, diese Anspannung in Schüben. Ein Gefühl, nicht mehr ruhig stehen zu können. Vielleicht geht es euch auch so: In dem einen Moment scheint ihr noch Herr eurer Sinne zu sein und kurze Zeit später wird euch vor lauter Anspannung schier übel.

Diese Aufregung vor dem Bühnenauftritt ist ganz normal und eigentlich auch gar nicht so schlecht. Sie hilft uns, voller Power und Energie ins Scheinwerferlicht zu treten. Durch sie spüren wir den besonderen Bühnen-Moment. Treten hinaus ins Rampenlicht, sind Teil einer wunderbaren Show und in der Lage, unsere Talente in vollem Umfang zu präsentieren.

Allerdings steigert sich dieses Gefühl bei vielen Sängerinnen und Sängern oft so stark ins Negative, dass die Aufregung regelrecht „ungesund“ ist und sie eher daran hindert, sich auf die Show zu konzentrieren.

 

Glücklicherweise gibt es eine Lösung! – Mit folgender Anleitung schaffst du es, dein Lampenfieber in den Griff zu bekommen! – Garantiert!

 

Der Grund für Lampenfieber ist in erster Linie die Angst zu versagen. In unseren Köpfen kreisen die Gedanken darüber, was alles schief gehen könnte. Man stellt sich ganz unbewusst immer wieder vor, was alles passieren könnte. Man vergisst den Text oder verpasst den Einsatz. Man singt schief und falsch. Die Stimme versagt komplett. Plötzlich kennt man die Melodie nicht mehr und das Publikum scheint von der Darbeitung nicht gerade begeistert zu sein. All diese Szenarien gehen einem immer wieder durch den Kopf – oft auch nur unbewusst.

 

Je mehr man sich allerdings mit diesen negativen Vorstellungen beschäftigt und sich ihnen hingibt, desto größer und schlimmer wird das Lampenfieber, weil das Unterbewusstsein ständig mit weiteren negativen Gedanken, Gefühlen und Einstellungen „gefüttert“ wird.

 

Die Lösung ist, sein Unterbewusstsein neu zu programmieren! – Und zwar positiv!

1. zur Ruhe kommen – sich konzentrieren

Zu Beginn solltest du eine Konzentrationsübung machen, um dich bewusst auf die darauf folgende Mentalübung einzustellen. Hierzu bietet sich jede Konzentrations- oder Achtsamkeitsübung an, die du kennst. Mit persönlich gefällt folgende Atemübung sehr gut, weil sie bewusst den Atem regelt und den Pulsschlag beruhigt. Probiere es einfach einmal aus!

  1. Atme normal tief ein und dann komplett aus.
  2. Atme jetzt nicht wieder ein, sondern verharre in diesem Zustand und zähle von 21 bis 24.
  3. Atme dann so tief ein, wie du kannst, und gleich wieder komplett aus.
  4. Atme nicht gleich wieder ein! Zähle nun von 21 bis 25.

Diesen Vorgang wiederholst du, bist du bis 30 oder noch länger gezählt hast. Wichtig ist, dass du nach dem Ausatmen nicht gleich wieder einatmest, sondern in ausgeatmetem Zustand von Mal zu Mal länger abwartest.

Am Anfang hast du vielleicht ein sehr beklemmendes Gefühl und das Bedürfnis, gleich wieder einzuatmen. Aber mit ein bisschen Übungen wirst du den „atemlosen“ Zustand sehr bewusst wahrnehmen. Er wird sich sehr leicht und angenehm anfühlen und lässt dich erahnen, wie super entspannt du dich gleich fühlen wirst.

2. sich das Negative genau vorstellen

Nun schließe die Augen und stelle dir deinen Auftritt in seiner schlimmsten Form vor: Wie du wackelig und unsicher die Bühne betrittst. Dein Herz schlägt dir bis zum Hals. Die Aufregung lässt deinen Körper verkrampfen, du stehst wie Falschgeld auf der Bühne. Die Musik beginnt, du öffnest den Mund …. und schon der erste Ton ist ein Desaster. Mit dünner und zittriger Stimme singst du dein Lied. Du weißt, du hättest es viel besser gekonnt. Aber was du hier ablieferst, ist nicht gut. Das Publikum ignoriert dich weitestgehend und schenkt dir nach einem durch und durch verpatzten Song einen gequälten Applaus.

Stelle dir alles deutlich wahrnehmbar wie in einem Film – am besten mit Geräuschen und Gerüchen – vor deinem inneren Auge vor.

3. das Negative verändern

Als erstes beginnst du nun, in diesem „Film“ in deinem Kopf, die Farbe herauszudrehen. Stelle dir vor, du könntest wie bei einem Fernseher die Farbe verändern. Du drehst die Sättigung heraus, ziehst langsam die Farbe aus dem Film, bis du nur noch weißen Grieß siehst. Anschließend „drehst“ du auch noch den Ton leiser, bis du nichts mehr wahrnehmen kannst.

Jetzt lässt du das Bild immer kleiner werden, bis es nur noch ein kleiner Punkt in deiner Vorstellung ist, und ziehst diesen Punkt aus deinem Blickfeld. Dein negativer Film wurde soeben „platt“ gemacht. Nun ist es Zeit für einen neuen Film!

4. sich das Positive genau vorstellen

Stelle dir nun deinen perfekten Auftritt bildlich vor: Sicher und selbstbewusst betrittst du die Bühne. Du freust dich unendlich darauf, dein Talent und dein Können nun gleich mit dem Publikum zu teilen. Du weißt, dass du gut bist. Lange und intensiv hast du dich auf diesen Auftritt vorbereitet. Nun ist der Augenblick endlich gekommen, dich zu präsentieren. Dein Körper ist energiegeladen und fühlt sich stark an. Du besitzt eine beeindruckende Präsenz, das Publikum ist erwartungsvoll. Du beginnst zu singen und deine Stimme ist umwerfend. Sie klingt voll und kräftig. Mühelos gelingt dir jeder Ton! Nach einem beeindruckenden Auftritt, verklingt der letzte Ton und das Publikum jubelt dir lautstark zu.

Nun lass diesen Film immer größer, bunter und lauter werden, bis du ihn klar und deutlich vor deinem inneren Auge siehst!

 

Auf diese Weise kannst du dein Unterbewusstsein nach und nach „umprogrammieren“. Stelle dir dabei die Situation so konkret wie möglich vor. Wenn du in Kürze einen Auftritt hast und den Auftrittort und die Bühne kennst, dann begib dich in deiner Mentalübung auf genau diese Bühne und spiele deinen Auftritt – so positiv und euphorisch wie möglich – im Kopf durch.

 

Es ist wichtig, dass du diese Übung wiederholst und verfeinerst! Übe täglich und du wirst sehr schnell eine Verbesserung bemerken! Wenn du noch Fragen hast, dann freue ich mich über eine Rückmeldung von dir! Liebe Grüße!

Deine ite

 

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One comment

  • BonJovi_1

    Liebe Ite,

    einen tollen Beitrag hast Du hier verfasst – ganz herzlichen Dank!!!! Besonders die Ruhephasen vor dem Konzert sind für eine Sängerin ein absolutes Muss! Ganz ohne Lampenfieber würde wirklich was fehlen! 🙂
    Ganz herzlichen Dank Dir – sehr lesenswert!

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