
In diesem Blog-Artikel möchten wir dir erklären, wie Singen funktioniert. Da es sich hierbei aber um einen sehr umfangreichen und komplexen Vorgang handelt, beginnen wir mit dem, was dem ersten gesungenen Ton voransteht, womit das Singen also beginnt: mit der Atmung.
Jeder, der sich schon einmal intensiver mit seiner Singstimme beschäftigt hat, weiß, dass das Luftholen ein wesentlicher Teil ist. Ohne Luft – kein Ton! Es macht also durchaus Sinn zu üben, um zu einer tiefen und damit guten Atmung zu gelangen.
Im Diskurs darüber gibt es allerdings unzählige unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen. Jede Gesangsmethode für sich – ich meine fast jeder einzelne Gesangslehrer und behauptet von sich, die beste Atemmethode gefunden zu haben. Dabei streiten sich die Gelehrten und Laien auch stets darüber, ob man durch die Nase oder den Mund atmen soll. Ob dieser Vorgang schnell und abrupt erfolgen darf oder lieber langsam und fließend vonstattengehen sollte. Schließlich kann man sich unter Sängern auch streiten, ob man hörbar einatmen darf oder lautlos einatmen muss. Dein Gesangslehrer wird dir im Unterricht die theoretischen Hintergründe dieses körperlichen Vorganges ausführlich erklären und anhand konkreter Übungen praktisch veranschaulichen können. Wir möchten uns hier nur auf das Grundsätzliche beschränken.
Die Luft ist die Energie, die wir benötigen, um einen Ton zu produzieren.
Wenn wir viel Luft zur Verfügung haben, dann haben wir Sänger insgesamt mehr davon. Bei langen Passagen ist jedem von uns schon mal die Luft „ausgegangen“. Dabei hilft ein großes Luftvolumen vor allem hier, einen Ton länger aushalten zu können. Aber auch bei hohen und gleichzeitig kräftigen Tönen, wie wir sie im Rock-Pop-Bereich permanent benötigen, brauchen wir viel Luft – am besten eine stehende Luftsäule -, damit die stark gespannten Stimmlippen leichter in Schwingung versetzt werden können. All das werden wir euch in den nächsten Blog-Beiträgen konkreter erläutern. Jetzt aber erst einmal zurück zur Atmung. Prinzipiell gilt: für alle, die gerne Balladen und/oder hohe kräftige Rock-Pop-Songs singen möchten, ist eine intensive Einatmung wichtig.
Tiefe Bauchatmung als Grundlage des Gesangs
Grundsätzlich unterscheidet man die Brust- und die Bauchatmung. Natürlich atmet man nicht wortwörtlich in den Bauch. Bei der tiefen Bauchatmung versucht man, die Einatemluft in den tieferen Bereich der beiden Lungenflügel fließen zu lassen. Das hat vor allem den Grund, weil diese im unteren Bereich breiter sind und wir damit mehr Luftvolumen aufnehmen können – wie man an der folgenden Abbildung sehen kann. Bei einer reinen Brustatmung atmet man fast ausschließlich in den oberen Bereich der beiden Lungenflügel und kann weit weniger Luftvolumen aufnehmen.

Das Zwerchfell
Bei der Atmung ist das Zwerchfell immer mit beteiligt und stellt einen der entscheidenden Muskeln dieses Vorganges dar. Es handelt sich hierbei um einen kuppelförmigen Muskel, der nicht willentlich beeinflussbar ist. Während die Luft ein- und ausströmt, bewegt sich das Zwerchfell. Es senkt sich ab und hebt sich wieder an. Du ahnst es schon. Ganz so simpel ist es nicht. Weil fast jeder einzelne kleinste Schritt beim Singen ein komplexer Vorgang ist, möchten wir nicht verschweigen, dass bei der Atmung außer des Zwerchfells noch weit mehr Muskeln und Sehnen beteiligt sind. Und wie schon vorher erwähnt, legt jede einzelne Gesangsmethode den Fokus auf einen anderen Teilbereich der Atmung: Während sich manche Gesangsmethoden darauf spezialisieren, dass sich der Bauch bei der Einatmung stark nach vorne wölbt (z. B. POWERVOICE), liegt der Fokus bei anderen darin, mehr in die Seite also in die Flanken zu atmen. In der funktionalen Stimmtherapie (z. B. nach Rabine) lernt der Gesangsschüler mithilfe gezielter Körperübungen (z. B. der Beinhebung), dass sich das Zwerchfell sehr weit absenken kann, was mit einem Gefühl einhergeht, dass man die Einatmung auch stark im unteren Rücken spürt.
Wer hat Recht?
Als Gesangsschüler ist man ob der zahlreichen unterschiedlichen Herangehensweisen an die Atmung verständlicherweise verwirrt. Was man von dem einen Gesangslehrer hört, wird vom anderen widersprochen und sogar negiert. Du fragst dich also nicht ohne Grund: Wer hat jetzt Recht?
Unsere Antwort lautet: alle! Die Atmung ist einfach ein sehr komplexer körperlicher Vorgang, der durch viele Faktoren beeinflusst werden kann, z B. auch solche, an die man nicht sofort denkt, z. B. Freude, Ängste, Erkrankungen u.v.m. Und jede Methode und jeder Gesangslehrer haben ihren eigenen Weg, diese Komplexität zu erklären. Deshalb haben alle Recht. Was für den einen hilfreich ist, ist für den anderen vielleicht unnütz und umgekehrt. Deshalb raten wir dazu, sich viele unterschiedliche Methoden und Gesangslehrer „anzuschauen“ und auszuprobieren, denn man lernt immer etwas dazu. Und am Ende entwickelst du daraus DEINE eigene beste TIEFE BAUCHATMUNG. Dabei wünschen wir dir schon jetzt viel Vergnügen und Wissensdurst.
Wir helfen dir auch gerne persönlich. Vereinbare einfach eine Probestunde!
Danke für den Tip unterschiedliche Gesangslehrer anzusehen. Auf diese Idee bin ich noch nicht gekommen. Ich dachte es ist egal zu wem ich gehe, hauptsache die Chemie stimmt.